Biodiversitätsorientierte Schwammlandschaft Unteres Steinatal 2025

1. Steinaversickerung, Wadi & Canyons

Der Fluss Steina
Die Steina, früher auch Steinach, entspringt in den Hochwäldern des Südschwarzwaldes im dünn besiedelten Gebiet nahe der Ortschaft Schluchsee. Die Quelle liegt etwa 1,6 km nordöstlich des Ortsrandes. In einem leichten Rechtsbogen fließt sie insgesamt nach Süden und mündet nach etwa 37 Kilometern zwischen Lauchringen und Waldshut-Tiengen in die Wutach.
Größter Zufluss ist der 6,6 km lange rechte Erlenbach im Mittellauf; weiter flussabwärts im Unterlauf erreichen kurze Nebenflüsse die Steina: Riedwiesenbach, Krebsbach und Fockeltenbach.

Geografie, Geologie und Topografie
Das Steinatal wurde in den Eiszeiten durch Erosion und Abfluss der Schmelzwässer des Feldberggletschers geformt. Schon nach etwa 2 km liegt das Flussbett in einem beachtlichen Tal von nahezu 100 m Tiefe, eingeschnitten in das Grundgebirge des Südschwarzwaldes. Unterhalb Wittlekofen folgen weniger steile Hänge im hier weicheren Buntsandstein. Oberhalb von Detzeln durchfließt die Steina rhyolithhaltige Gesteine des Perm, sowie Gneismetatexit und Porphyr, die hier in einem Steinbruch gewonnen werden. Unterhalb Detzeln bei Lauchringen trifft der Fluss auf Muschelkalkschichten.

Steina-Versickerung – spektakuläres Naturschauspiel
Am Übergang der Steina in das Tal der Wutach, etwa 1 km vor der Mündung, verläuft das Flussbett in Mäandern durch zwei kleine Cayons über eine poröse und ausgewaschene Muschelkalk-Formation, in der ein Teil des Wassers versickert. Der untere Abschnitt des Flusses im Hauptmuschelkalk fällt bei Niedrigwasser trocken, was das Ökosystem, den Wasserhaushalt und das Mikroklima beeinflusst. Dieses einzigartige Naturereignis war früher ca. 10 Wochen im Hochsommer versickert – 2023 waren es fast 10 Monate (!) –  bedingt durch Hitzesommer/Dürren.
Das an der Versickerungsstelle Äule (Auenwald) verschwundene Steinawasser tritt bei der Fischzuchtanstalt (heute Gärtnerei) bei Lauchringen in kräftigen Karstquellen aus. Das Wasser versinkt augenfällig in den Felsplatten. Das nach rund 1,6 km langem unterirdischen Lauf wieder zutage tretende Steinawasser bildet den Siechenbach, der in die Wutach mündet. Beim Bau der A98 stieß man 1991 auf eine mehr als hundert Meter lange Muschelkalkhöhle, in der ein kleines Kieferstück mit drei Placoduszähnen (Flossenechsen-Saurier) entdeckt wurde. Die Höhle wurde nach kurzer Erkundung durch Fachleute wieder verschlossen.

Aufwertung als Naturdenkmal
Die Einzigartigkeit, Schönheit und Seltenheit dieser natürlich entstandenen Landschaftselemente verdienen (außer FFH-Gebiet) eine weitere Aufwertung als “anerkanntes Naturdenkmal” und Naturphänomen. Im trockengefallenen Bachbett (Wadi) zu wandern, den Anblick eines Wasserfalls ohne Wasser (!) zu erleben und die beiden geologisch spannenden Canyons, wo Eisvögel und Wasseramseln brüten, sollten Natur- und Umweltschützern sowie Schulklassen zugängig gemacht werden. Eine Aussichtsplattform und der Startpunkt für eine “Steinatal-Safari” würden die Besuchererfahrung bereichern. Naturdenkmäler gelten als „Botschafter“ des Umweltgedankens, da sie das Schutzgut eindrücklich darstellen und aufwerten. 
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Wasserfall ohne Wasser:
Nach der Steinaversickerung folgen zwei Canyons und das Wadi zum “Teufelsloch” (Wasserfall ohne Wasser)                                 Fotos: Vanessa Kasseckert  

Im Wadi:
Ein trockengefallenes Bachbett wird Wadi genannt. In den verbleibenden Gumpen (links) müssen Fische und seltenen Steinkrebse gerettet und Müll geborgen werden.

Müllsammler im Wadi:
Wanderer sammeln Müll im Wadi. Im trockengefallenen Bachbett suchen Michael Summ (rechts) und seine Töchter das für Tiere tödliche Plastik.                                 Foto: Verein

Im Canyon:
In den steilen Felswänden der beiden Canyons brüten Wasseramsel und Eisvogel; ein spannendes Naturerlebnis und Geologiephänomen. 
                                         
Foto: Verein

CleanUp im Auenwald und Canyon:
Aktivisten v.r.n.l. Jörg Kasseckert (KLIMENZ), Andreas Otte (KLETTGAU CLEANERS), Raymond Vöstel (LANDESFISCHEREIVERBAND), ehrenamtliche Helfer und Michael Summ (KLIMABÜNDNIS).                                               Foto: Verein

Fazit

Die Steinaversickerung gilt als einzigartiges Naturereignis und verdient mehr Aufmerksamkeit und bessere Zugänglichkeit für breite Bevölkerungsschichten.

Nutzen

Wertschöpfung:

BNE (Geologie, Limnologie, Biologie),

Sensibilisierung für Zusammenspiel Oberflächen- und Grundwasser,
Artenvielfalt,
Rettung Fische/Krebse,
Wandern im Wadi,
sanfter Tourismus

Alleinstellungsmerkmal ähnlich wie Donauversickerung

Kosten

Förderanträge:

Wegweiser zur Versickerung,
Infotafeln,
Webcam Versickerung,
Webcam Austritt,
Pegelmessstab/-Logger,

QR-Code, 
Verkehrssicherung,
Aussichtsplattform,
Videoübe
rwachung (?)
(illegale Müllentsorgung)

Anschubfinanzierung
für Planungsbüro (Gesamtkonzept)